Presseschau 2008

Zwei Schülerinnen in der Bronx

Lob beim transatlantischen Ideenwettbewerb

Körber-Stiftung zeichnet die Lohbrügger Schülerinnen für ihre Arbeit in New York aus. Ihr Thema: Armut fördert Kriminalität. 

Von Anne K. Strickstrock

Lohbrügge/New York. Aus einem Streifenwagen heraus sahen sie, wie Polizisten Jugendliche zurück zu den Lehrern brachten. „Die haben die Schulschwänzer eingefangen, die Schüler haben sich gewehrt und waren sehr aggressiv", sa- gen Cynthia Kwakyewah und Susanne Benner. Sie sahen, dass am Eingang zur Highschool Metalldetektive sind: Messer und andere Waffen müssen draußen bleiben. 

Die beiden 20-Jährigen waren im April eine Woche lang - tagsüber - in der New Yorker Bronx unterwegs. Sie wollten wissen, wie häufig Kriminalität mit Armut verknüpft ist. Denn: Etwa 31 Prozent der Familien in der Bronx leben unter der Armutsgrenze, es fehlt an Essen, Kleidung und Unterkunft. Für ihre Arbeit wurden die Lohbrügger Gymnasiastinnen von der Körber-Stiftung mit 300 Euro und einer Urkunde belohnt, beim Jugend-Special des USAble-Wettbewerbs. 

„Wer die Schule abbricht, hat keine Perspektive mehr. Jugendliche schließen sich dann Gangs wie den Bloods oder den Crips an. Da finden sie Schutz und Geld", sagen die jungen Frauen, die von der Polizeiarbeit in der Bronx begeistert sind: „Die machen Schulprojekte und bieten Seminare gegen Gewalt an. Zudem werden Block-Partys organisiert, bei denen zum Beispiel Schwarze und Latinos gemeinsam grillen." 

Beim Besuch in der Bezirksverwaltung erfuhren sie, dass durch die Erneuerung des Yankee-Stadions mehr Touristen in die Bronx kommen - die da- durch eingenommenen Devisen sollen unter anderem dem sozialen Wohnungsbau dienen. Nicht zuletzt besuchten die Schülerinnen die soziale Organisation „Safe Horizon", an die sich jährlich 350 000 Opfer häuslicher Gewalt wenden. Die kostenlose und anonyme Beratung ermöglicht etwa Ersatz-Unterkünfte für ver- gewaltigte Frauen öder misshandelte Kinder. „Sie haben auf jeder Polizeiwache ein Büro mit zwei Mitarbeitern und wenden sich den Opfern zu", erklären Cynthia und Susanne, die ein solches System auch für Hamburg gut fänden.

Dass beide Frauen ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein haben, zeigt sich allein an ihren Berufswünschen: Susanne interessiert sich für ein Jura- Studium, Cynthia reist im August ins kanadischen Toronto: „Ich studiere Entwicklungspolitik und möchte später bei der UNO oder der Weltbank arbeiten", sagt die 20-Jährige. Zur Preisverleihung der Körber-Stiftung in Berlin fahren sie allerdings nicht: „Am 16. Juni habe ich meine mündliche Mathe- Prüfung", erklärt Cynthia.

Bergedorfer Zeitung  vom  10. Juni 2008

Schüler suchen nach Jobs mit Zukunft

Berufsmesse am Lohbrügger Gymnasium

Von Christine Stanke

Bergedorf.  Azubis bei Tchibo trinken sicherlich ab und zu eine Tasse Kaffee. Allerdings sitzen sie währenddessen in den Büros der Tchibo-Verwaltung und lernen, das international tätige Unternehmen am Laufen zu halten. Möglichkeiten jenseits des Klischees bietet auch eine Ausbildung bei der Bundeswehr: Denn Offiziersanwärter kriechen hier nicht etwa nur in Tarnkleidung durch den Dreck. Sie sitzen außerdem noch im Hörsaal und studieren Pädagogik, Geschichte oder Wirtschaftswissenschaften. Wie überraschend eine Laufbahn beim Militär oder in zahlreichen norddeutschen Unternehmen und Hochschulen aussehen kann, erfuhren die Schüler des Lohbrügger Gymnasiums bei der ersten Berufsmesse an ihrer Schule. 28 Firmen, Organisationen und Hochschulen informierten an Ständen in der Pausenhalle über ihr Angebot.

„Wir wollten uns von dem Vorurteil befreien, die Schule kümmere sich nicht um Ausbildung und Berufsleben", erklärt Messekoordinatorin Martina Hoffmann. Die Lehrerin für Englisch und Deutsch will die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Hochschulen ausbauen. Sie freut sich über die positive Resonanz der Schüler: „Diejenigen, die engagiert ihr Leben planen; fangen früh damit an. Da stehen auch schon Achtklässler und studieren die  Infobroschüren der Unternehmen." Am Airbus-Stand ist Zehntklässler Nils Zimmer (16) ins Gespräch mit einem Berater vertieft. „Ich interessiere mich für Technik, besonders aber für Luftfahrt", sagt der begeisterte Segelflieger. Er informiert sich auch über das sogenanntes duale Studium. „Da ist man parallel zur Uni auch in einem Betrieb, verdient also schon eigenes Geld", erklärt der Schüler.

Beim Verband deutscher Reeder plant Jurian Idler (16) seine Zukunft. „Auf Technik habe ich zwar nicht so viel Lust, aber Schifffahrtskaufmann, das finde ich gut", sagt er und freut sich auf ein Praktikum in einer Reederei. Zoe Rott (15) ist sich bei ihrer Planung noch gar nicht sicher. „Klar würde ich gern Schauspielerin werden", gesteht sie und informiert sich über die Schule für Schauspiel Hamburg. Allerdings: Die finanziell unsichere Zukunft als Künstlerin macht Zoe Angst. Deshalb denkt sie über eine Zusatz-Ausbildung im Bereich Innenausstattung nach und wünscht sich noch mehr Infostände im Bereich Kunst und Design. Ihre Kreativität kann Zoe aber auch als „Springerling", also als Azubi des Axel-Springer-Verlages im Bereich Werbung und Mediengestaltung, beim NDR oder in der Media School einbringen.

Wer Lust auf außergewöhnliche Studiengänge hat, wühlt sich durch das Angebot der neun anwesenden Hochschulen und Akademien und landet dann oftmals beim Altbewähr ten. „Ich möchte an der Nordakademie Betriebswirtschaftslehre studieren", sagt Felicitas Schwedler (16), die kurz vor ihrem Schulabschluss steht. Sollte es mit dem Studium an der privaten Hochschule nicht klappen, hat sie einen Plan B: „Dann gehe ich zur Kripo oder Schutzpolizei." Wie auch immer ihre Zukunft verläuft, vielleicht steht Felicitas bald selbst hinterm Infotresen und begeistert Schüler fürs Berufsleben - ob nun als Akademie-Absolventin oder in Polizeiuniform.
Bergedorfer Zeitung  vom  15. Juli 2008

„C U 2!": Die geheime SMS-Sprache

Englische und deutsche Schüler erstellen ein virtuelles Wörterbuch

Lohbrügge (kp). Für Menschen jenseits der 30 ist die Kommunikation unter Jugendlichen oft ein Buch mit sieben Siegeln: Was bedeuten diese Abkürzungen in E-Mails und SMS? Was die dazugehörigen Wörter? „Jugendsprache - was sie sagen und was sie meinen", lautet der Titel eines internationalen „Comenius"-Projekts am Gymnasium Lohbrügge. Zwei Jahre lang werden Schüler des Gymnasiums Lohbrügge und der Millfield School in Somerset (England) gemeinsam ein virtuelles Wörterbuch erarbeiten. 

13 englische Schüler im Alter zwischen 14 und 18 waren bis gestern bei 13 deutschen Schülern zu Besuch, ergründeten zehn Tage lang gemeinsam die E-Mail- und SMS-Sprache der beiden Länder. Einige der ersten Ergebnisse: Die englischen Jugendlichen kürzen zum Beispiel „tomorrow" einfach mit „2" ab oder „mate" für Kumpel mit „m8", die Deutschen schreiben „Lg" für „Liebe Grüße". Verbreitet ist auch „c u" (gesprochen wie das englische „see you") für „bis bald". „Es ist zwar manchmal anstrengend, aber trotzdem gefällt mir das Projekt. Nächstes Jahr würde ich gern wieder mitmachen", sagt der 14-jährige Yannik. 

Das Gymnasium Lohbrügge ist die einzige Hamburger Schule, die dieses Jahrein bilaterales Comenius-Projekt umsetzen kann. Comenius ist der schulbezogene Teil eines EU-Programms für lebenslanges Lernen. Das Projekt in Lohbrügge wird von der EU mit 17 000 Euro gefördert. Schulleiter Michael Koops ist dankbar für die Chance: „Mit diesem Projekt können wir den Schülern Erfahrungen ermöglichen, die sie sonst vielleicht aus finanziellen Gründen nicht gemacht hätten. Zum Beispiel waren wir mit den englischen Austauschschülern in Berlin." 

Auch die deutschen Schüler waren bereits in Somerset, besuchten dort vor drei Wochen das Internat. „Es war eine coole Erfahrung, mal eine Schule in einem anderen Land zu besuchen", resümiert der 14-jährige Alex. Auch die jungen Engländer sind begeistert: Ihm hätten die zehn Tage in Deutschland sehr geholfen, sein Deutsch zu verbessern, freut sich ein Schüler. „Und ich verstehe jetzt auch die deutschen Abkürzungen in E-Mails." 

Den Leitern des Projekts, Martina Hoffmann und Mike Coase (Deutschlehrer in England), ist es wichtig, die Ent wicklung der Jugendsprache zu verfolgen: „Wir wollen den Schülern bewusst machen, wie sie die Sprache beispielsweise mit Abkürzungen verändern, die im Internet genutzt werden, und sie für die Sprachen sensibilisieren." 

Auch nach dem Projekt wollen die Schulen über „eTwinning" (elektronische Schulpartnerschaft) verbunden bleiben, um sich weiter austauschen zu können. Ein „Online-Klassenraum" wird dabei helfen. Das Projekt wird am Ende einer EU-Kommision präsentiert und dann auch via Internet der Öffentlichkeit zugänglich sein. den Hamburger Schulbesuch ein Ausflug in den Reichstag sowie in das jüdische Museum folgt.

Bergedorfer Zeitung  vom  3. November 2008 

Britische Lehrer zu Gast an Lohbrügger Schule

Lohbrügge (pcs). Die Schüler am Gymnasium Lohbrügge kennen die englischen Vokabeln für „Bauernbefreiung" und „Französische Revolution", "Reichsgründung" und „Zweiter Weltkrieg". Denn in Lohbrügge halten die Lehrer den Geschichtsunterricht zum Teil in englischer Sprache. Deshalb hatte die Schule nun Besuch aus Großbritannien: Um Lehrern aus dem Ausland einen Eindruck vom bilingualen Unterricht in Deutschland zu vermitteln, schickte das Auswärtige Amt 14 britische und nordirische Geschichtslehrer an zwei Hamburger Schulen, eine davon in Lohbrügge. 

„Der englischsprachige Unterricht am Gymnasium Lohbrügge hat Tradition, deshalb wurden wir empfohlen", sagt Schulleiter Michael Koops. Zurzeit gäbe es sogar in der Oberstufe Geschichtskurse in englischer Sprache. Die britischen Besucher jedoch waren in den siebten Klassen zu Gast, in denen der Geschichtsunterricht erst in diesem Schuljahr begonnen hat. 

„Die Lehrer waren beeindruckt von der hohen Sprachkompetenz unserer Schüler", fasst Koops die Rückmeldung seiner britischen Gäste zusammen. Aus deren Sicht habe sich das Niveau kaum von dem muttersprachlichen Unterricht an ihren eigenen Schulen unterschieden. 

Auf den Besuch sollen jetzt gemeinsame Projekte mit den britischen Schulen folgen. „Die Adressen haben wir schon untereinander getauscht", sagt Koops. Seine Gäste sind nun noch auf dem Weg nach Berlin, wo auf den Hamburger Schulbesuch ein Ausflug in den Reichstag sowie in das jüdische Museum folgt.

Bergedorfer Zeitung  vom  30. Oktober 2008

Schüler wollen in die Welt hinaus

Lohbrügge (pcs). Zwölf Monate lang ist Nicola Ecke weder Bus noch Bahn gefahren. Während dieser Zeit war die 17 Jährige nicht etwa im Dschungel oder am Nordpol, sondern bei einer Gastfamilie in einem Dorf in Texas. „Öffentliche Verkehrsmittel gab es dort nicht und das Benzin war teuer. Ich bin höchstens mal mit dem Pferd zur nächsten Tankstelle geritten, um zu shoppen", sagt die 17-jährige Schülerin. 

Bei der Auslandsmesse „Being abroad" am Gymnasium Lohbrügge berichtete Nicola Ecke am Infostand des Veranstalters „Youth for understanding" (YFU) von dem bisher aufregendsten Jahr ihres Lebens. Zahlreiche Organisationen vom Sprachreisen-Anbieter bis hin zum gemeinnützigen Verein waren in der Empfangshalle der Schule zu Gast. 

Fast alle Info-Stände sind von Schülern umlagert, die Katalogstapel schmelzen in sich zusammen: Das Interesse am Auslandsaufenthalt ist schon in den unteren Klassen groß „Ich will nach Kanada", sagt die Siebtklässlerin Annabelle Schröder. Über ihre Eltern hat die 13-Jährige bereits einige Kanadier kennengelernt, und trägt nun stolz die Flagge als Sticker am Pulli. Ein Jahr im Ausland traut sie sich erst in einigen Jahren zu: „Jetzt fahre ich erst mal zum Schüleraustausch nach England und schaue, wie ich da in einer Gastfamilie zurechtkomme." 

Durch den zweisprachigen Unterricht am Gymnasium Lohbrügge ist dort laut Messe-Koordinatorin Martina Hoffmann das Interesse am Aufenthalt in anderen Ländern besonders groß. „Derzeit sind neun unserer Schüler für ein ganzes sowie sechs Schüler für ein halbes Jahr im Ausland", sagt Hoffmann. Allerdings sinke leider aufgrund der Verkürzung des Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre das Interesse. Marcus Heitz, der ein Jahr in Minnesota (USA) verbrachte, musste aufgrund der neuen Regelung sogar zwei Schulklassen in Deutschland überspringen. Noch nimmt er die Arbeitsbelastung gelassen: „Klar habe ich in manchen Fächern mehr Lücken als die anderen." Allerdings lehre das Auslandsjahr noch viel wichtigere Dinge als Unterrichtsstoff. „Neben der Sprache habe ich vor allen Dingen Toleranz gelernt", sagt Nicola, deren Gastfamilie zu zehnt in einem kleinen Haus lebte, zweimal wöchentlich zur Kirche ging und ohne Krankenversicherung auskommen musste.

Billig ist diese Auslandserfahrung nicht: Über 6000 Euro kostet ein Jahr in den USA, die Preise für Trendziele wie Australien und Neuseeland liegen sogar bei bis zu 9000 Euro. Zahlreiche Veranstalter bieten jedoch einkommensunabhängige Stipendien an. Und auch die Stadt Hamburg fördert Familien mit bis zu 5000 Euro, damit kultureller Austausch kein Privileg für Reiche bleibt.

Bergedorfer Zeitung  vom  13. November 2008

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